Bevölkerung | Medizin | Hessen: Innovative Lehre mit Praxisbezug – rundum vorbereitet ab dem 1. Semester


Einführung und Hintergrund

Bevölkerung | Medizin | Hessen ist ein gemeinsames Lehrkonzept der allgemeinmedizinischen Institute Frankfurt am Main und Marburg sowie des Instituts für hausärztliche Medizin in Gießen und des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main, um Studierende gezielt auf eine Tätigkeit im Öffentlichen Gesundheitswesen vorzubereiten.

An dem speziell entwickelten Schwerpunktcurriculum nehmen Studierende der ÖGD-Quote (ÖGD = Öffentlicher Gesundheitsdienst) in Frankfurt am Main regulär teil. Für interessierte Studierende des Regelstudiengangs stehen ebenso Plätze zur Verfügung.

Die Teilnehmenden erwartet ein abwechslungsreiches, longitudinales (=mehrsemestriges) Lehrangebot, bei dem ein frühzeitiger Kontakt mit den Tätigkeiten im Öffentlichen Gesundheitswesen im Vordergrund steht. Das Curriculum umfasst weitere Bausteine wie zum Beispiel das Mentoring-Programm, ein spezielles Lerntraining, Exkursionen zu inhaltlich relevanten Einrichtungen mit Zugang zur Bevölkerungsmedizin, Lerninhalte zu praxisrelevanten Themen sowie das Erlernen sogenannter APT – Anvertraubarer Professioneller Tätigkeiten.

Neben den klassischen Lehrveranstaltungen werden auch einzelne Themen „on demand“ angeboten, d.h. die Studierenden können diese bearbeiten, wann es für sie zeitlich am besten in den Stundenplan passt.


Inhalt und Ablauf

Das Schwerpunktcurriculum setzt sich aus drei Bausteinen zusammen, welche sich inhaltlich ergänzen und aufeinander aufbauen: praktische Erfahrungen in Form von Hospitationen und Exkursionen, theoretischer Input in Form von Seminaren sowie ein Mentoringprogramm. Auf diese Weise werden Kompetenzen vermittelt, die über das eigentliche Kerncurriculum hinausgehen und die Studierenden gezielt auf ihre spätere ärztliche Tätigkeit vorbereiten. Die Unterrichtsformate bestehen aus Online-, Präsenz- sowie E-Learning-Formaten und können auch standortübergreifend stattfinden.


1. Praktische Erfahrung

Bereits in der Vorklinik wird eine mehrtägige Hospitation (= Praktikum) in einem Gesundheitsamt absolviert, um eine Vorstellung vom ÖGD zu vermitteln. Im klinischen Studienabschnitt werden dann weitere Hospitationen folgen, um die thematische Auseinandersetzung mit dem Fach zu fördern und für die spätere Tätigkeit relevante praktische Fertigkeiten zu erlernen. Die Absolvierung der Hospitationen ist hessenweit an mehreren Gesundheitsämtern möglich. Während der praktischen Einsätze wird nicht nur ein Einblick in den späteren Berufsalltag vermittelt, sondern die Studierenden sollen auch aktiv in die Tätigkeit einbezogen werden. Diese praktische Einbindung wird inhaltlich in Form von „anvertraubaren professionellen Tätigkeiten“ (APT) vorgegeben. APTs sind definiert als Kernelemente ärztlicher beruflicher Tätigkeit, die Auszubildenden als Aufgabe übertragen werden können, sobald ausreichende Kompetenzen erworben sind. Die Hospitationsphasen werden im Rahmen von Seminaren vor- und nachbereitet und durch Arbeitsaufträge strukturiert.

Neben den Hospitationen werden den Teilnehmenden auch abwechslungsreiche Exkursionen voraussichtlich als Blockveranstaltung am Wochenende angeboten. Insbesondere soll hier der Kontakt zu den Akteurinnen und Akteuren des ÖGDs hergestellt und die hessenweite Vernetzung untereinander gefördert werden. Die Exkursionen werden an wechselnden Orten stattfinden und gegebenenfalls mittels eines E-Learning-Modules vor- und nachbereitet.


2. Seminarprogramm

Den Studierenden wird ein begleitendes Seminarprogramm angeboten. Neben den fachlichen Fertigkeiten werden auch persönliche und identitätsfördernde Kompetenzen und Werte vermittelt, wie Kommunikation, Teamfähigkeit, wissenschaftliche sowie interprofessionelle Kompetenzen.

Insbesondere im vorklinischen Studienabschnitt wird der inhaltliche Fokus daraufgelegt, dass Kompetenzen gefördert werden, die für das Studieren an sich relevant sind, um den Studieneinstieg zu erleichtern. Hierzu durchlaufen die Studierenden E-Learning-Module mit den Themen „Lernen lernen“ und „Resilienz- und Zeitmanagement“.


3. Mentoringprogramm

Das Mentoring findet als Gruppenmentoring statt, je nach Studierendenanzahl präferentiell standortgebunden in Präsenz oder alternativ online standortübergreifend. Die Gruppengröße wird 10 Studierende nicht überschreiten und jede Gruppe wird von je zwei Mentorinnen oder Mentoren geleitet (studentisch/e Mentor/in und junge/r Ärztin/Arzt). Nach Bedarf gibt es auch die Möglichkeit von individuellen Einzelmentoringterminen. Beim Mentoring stehen der Austausch untereinander und die von den Studierenden gewünschten Themen im Vordergrund. Auch die Reflexion von Studienetappen kann ein wichtiger Bestandteil des Mentorings sein, da hierdurch die Lernerfahrung vertieft wird. Somit bietet das Mentoring einen geschützten Raum, um Probleme zu besprechen und auf Inhalte einzugehen, welche im medizinischen Curriculum nicht abgebildet werden, die für Studierende jedoch von hoher Relevanz sind. Die Wahl und Festlegung der Inhalte erfolgt also im Wesentlichen durch die Studierenden selbst. Die Mentoren und Mentorinnen sind geschult und werden regelmäßig supervidiert.

​Einbettung ins Studium

Das Schwerpunktcurriculum wurde so konzipiert, dass die Studierenden neben den zentralen Lerninhalten auch eigene Schwerpunkte setzen können. Um diese Flexibilität zu ermöglichen, wurde neben einem speziellen Punktesystem auch ein besonderes Format entwickelt: Die Lehrveranstaltungen finden sowohl in Präsenz als auch synchron und asynchron online auf Lernplattformen statt.

Um einen Mehraufwand der Studierenden möglichst gering zu halten, ist es möglich, sich die Teilnahme am Schwerpunktcurriculum als vorklinisches und klinisches Wahlfach anerkennen zu lassen.

​Bewerbung und Teilnahme

Hinweis: Studierende der hessischen ÖGD-Quote nehmen an der Goethe-Universität Frankfurt automatisch am Schwerpunktcurriculum Bevölkerung | Medizin | Hessen teil, sodass keine Bewerbung nötig ist. 

Es stehen weitere Plätze für interessierte Studierende des Regelstudienganges zur Verfügung. Hierfür ist die Bewerbung über dieses » Bewerbungsformular « nötig. Die Vergabe der begrenzten Plätze erfolgt vorrangig an Studierende ab dem 1. vorklinischen Semester mit einem besonderen Interesse am öffentlichen Gesundheitsdienst und an einem mehrsemestrigen Lehrprogramm.

​Zertifikat

Die Teilnehmenden erhalten neben den Scheinen der scheinpflichtigen Lehrveranstaltungen ein Teilnahme-Zertifikat. In diesem wird die Teilnahme auf Grundlage der erreichten Punktzahl bescheinigt.

​Urlaubs- und Freisemester

Auf den Webseiten des Dekanats finden sich Informationen zu Urlaubs- und Freisemestern.
Wenn während der Teilnahme am Schwerpunktcurriculum ein Urlaubs- oder Freisemester genommen wird, müssen entsprechende curriculare Lehrveranstaltungen vor- oder nachgeholt werden. Hierzu nehmen Studierende bitte frühzeitig bereits bei der Planung Kontakt zu uns auf. (Mailadresse folgt)

​Datenschutz

Alle angegebenen Daten werden von uns gemäß den Richtlinien der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zur Abwicklung der Platzvergabe und bei Programmteilnahme auch zur Programmevaluation gesammelt, vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Personenbezogene Daten (wie z.B. Name, E-Mailadresse) von Personen, die sich beworben, jedoch keinen Platz erhalten haben, werden gelöscht. Für die Evaluation des Programms relevante Angaben (wie z.B. soziodemographische Daten oder Motivation) werden pseudonymisiert gesammelt. Alle Teilnehmenden des Programms erhalten eine ausführliche Datenschutzerklärung.

​Wer ist das Team von Bevölkerung | Medizin | Hessen?

An der Entwicklung, Weiterentwicklung, Durchführung und Evaluation des Schwerpunktcurriculums arbeiten wir als interprofessionelles Team am Institut für Allgemeinmedizin sowohl am Standort Frankfurt am Main als auch standortübergreifend mit dem allgemeinmedizinischen Institut Marburg und dem hausärztlichen Institut Gießen sowie dem Gesundheitsamt Frankfurt am Main eng zusammen.